Sonntag, 22. Mai 2011

Spanische Revolution, und jetzt?

In einer Diskussionsrunde im spanischen Fernsehprogramm von Ana Rosa Quintana (TV5;Berlusconi) forderte ein mir unbekannter Politiker in seiner ihm eigenen arroganten Art zwei anwesenden Organisatoren der Bewegung "Democracia Real Ya" auf, zu erklären, wie sie die wirtschaftlich desolate Situation des Landes und das Arbeitslosenproblem lösen würden.

Es war nicht nur unfair, Medien unerfahrene Menschen diesem Druck auszusetzen, es war vor allem kennzeichnend für die Strategie des "erfahrenen" Politikers, etwas zu verlangen, was er selber nicht leisten kann. Es gibt auch bei den etablierten Parteien keine absolute Lösung der Probleme, alle kochen mehr oder weniger schlecht ihre Mahlzeit, von der man nur einen starken  Brechreiz erwarten kann.

Eine weitere Teilnehmerin der Runde, Cristina López Schlichting (Radio COPE), vermochte auch nicht, ihre Überheblichkeit gegenüber den beiden "Revolutionsvertretern" zu verbergen.

Was letztendlich aus der Bewegung werden wird, ist nicht vorauszusagen. Möglicherweise ist es der Beginn zum Aufbau einer neuen politischen Partei, wobei wir wissen, dass auf diesem Weg viel Substanz verloren geht. Die Grünen haben es uns gezeigt, von Petra Kelly über Fischer bis Kretschmann.

Der eine Weg kann also in eine Parteienlandschaft führen, die sich von der zurzeit Etablierten maßgeblich unterscheidet.

Ein anderer Weg geht zweifellos über Demonstrationen "à la Griechenland" hinaus und verlangt eine Neuorientierung des bestehenden Parteiensystems mit dem Ziel, die Wohlstandsgesellschaft "Bienestar" in Spanien wieder herzustellen,  würdige Arbeitsplätze zu schaffen, Freiheiten zu garantieren, überholte sozialistische und franquistische Strukturen zu eliminieren, den Republikstatus zu etablieren und vor allem die Korruption bei Politikern und Unternehmen zu unterbinden.

Ein weiterer Weg ginge in die Richtung, die Bewegung auszuweiten und langfristig organisiert gegen die etablierten Parteien  zu arbeiten, wobei dieses in der EU zum Chaos führen wird, wenn die Wirtschaft Spaniens weiter abstürzt.

Aber möglicherweise ist die Zeit gekommen, die „Reset-Taste“ zu drücken.

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